Montag, 30. Mai 2016

Das Wesen der Elliott-Wellen

Welchen Sinn haben Chartanalysen nach EW?

Häufig wird die Theorie der Elliott-Wellen als Kaffeesatzleserei bezeichnet. Es lässt sich nicht leugnen, dass sie den Markt nicht immer schlagen kann. Das kann KEIN System. Würde ein System das können, würde es sich nach kurzer Zeit selbst aufheben und unwirksam werden. Das liegt in der Natur des Marktes, perfekte Systeme kann es nicht geben. Ralph Nelson Elliott hat dieses System in den 1920er Jahren entwickelt, weil er gewisse Strukturen erkannte, die aufgrund der menschlichen Psyche immer wiederkehren. Würde der Markt eines Tages nur noch von Computern gehandelt werden, gäbe es diese Strukturen nicht mehr. Die Elliott Wellen wollen nicht besser sein als andere Ansätze, sondern durch klare Regeln die komplexen Strukturen in Charts erklären. Dabei sind Make-Or-Brake (MOB) Marken entscheidend. Nur bei einem strikten Money-Management und der Beachtung dieser MOBs kann EW funktionieren.

Welche Implikationen folgen daraus?

  • Aus oben genannten Gründen darf man nicht erwarten, dass EW in 100% der Fälle funktioniert. Aber selbst 90 % sollten genügen, um dem Markt etwas abschneiden zu können.
  • In Phasen, die keine Setups hergeben, sollte man KEINE Setups suchen!
  • In Phasen, in denen man keine klaren Strukturen erkennt, macht es keinen Sinn, sich Counts aus den Fingern zu saugen, die dann jeden Tag angepasst werden müssen. Diese Art der EW lässt das System unglaubwürdig und unzuverlässig erscheinen und liegt nicht im Sinne des Erfinders. Sie ist Beweis dafür, dass der Ersteller des Counts ebenso den psychischen Einflüssen des Marktes unterlegen ist. Updates bei klaren Chartbildern werden auf dieser Seite deshalb weiterhin regelmäßigen Updates vorgezogen.
  • Durch die Vorraussetzung, dass die Kursschwankungen durch psychologische Faktoren entstehen, sollten auch nur Kurse in die Counts mit einbezogen werden, die durch eine breite Masse "entstanden" sind. Durch eine Nacht- oder Wochenend-Indikation, bei der man im Dax 10 Punkte Spread hat und mit einem einzelnen Trade wahrscheinlich schon Bewegungen auslösen kann, können Bewegungen nicht als Produkt der Massenpsychologie gesehen werden.
  • EW kann in gewissen Strukturen MOBs erzeugen. Diese unterscheiden die EW von manchen anderen Strategien und geben klare Handlungsanweisungen.
  • Wenn ein Setup nicht aufgeht, kann der Count falsch sein. Es hilft niemandem weiter, sich dann immer weiter in hochkomplexe Counts zu verstricken, die gegen das EW-Regelwerk stehen, nur um weiterhin einen Count zu haben. Lieber die Finger ein paar Tage still halten und Trading-Pause einlegen.
  • Solange das CRV (Chance-Risiko-Verhältnis) gut ist, muss die Trefferquote nicht weit über 50% liegen. Rein mathematisch betrachtet hat ein Trade mit einem CRV von 1 eine Gewinnchance von 50% (minus Spread) und ein Trade mit einem CRV von 5 eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 20%. Diese Wahrscheinlichkeit soll durch die Anwendung der Elliott Wellen gesteigert werden. 
  • Aussagen wie "Es muss ..., weil ..." machen das Konto platt. Niemals muss am Markt etwas passieren, egal wie sicher man sich dessen ist!
Man ist kein schlechter EWler, wenn man eine Zeit lang keinen Count hat!!! Gerade die Zurückhaltung in schwierigen Phasen zeichnet einen guten EWler aus.

Ein perfektes System darf nicht erwartet werden. Diese Erwartungen können schon aufgrund der Logik nicht erfüllt werden. Nicht jeder kann von Grund auf gute und richtige Counts erstellen. Oft scheitert es am Count-Ersteller (ich nehme mich dabei nicht aus) und nicht am Regelwerk, dass der Markt nicht der Analyse folgt. Im Deutsch-sprachigen Raum kann man die Zahl derer, die wirklich saubere Counts erstellen, an einer Hand abzählen.